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Die Schlacht von Karman


Und ich sah einst die Horden, die über die Berge kamen. Gleich einem Gewitter zerschmetterten sie, was sich ihnen in den Weg stellte. Gleich einer ewig hungrigen Bestie befielen sie die Täler und breiteten sich in ihnen aus, ewig auf der Suche nach dem Elexirs des Leben. Gleich einem Leichnam starr führten sie ihre Befehle aus, ohne Gnade, ohne Furcht, ohne Sorge. Die Diener des Todes huldigten ihrem Herren wahrlich, niemand vermochte sie aufzuhalten und schon bald sollten sie an der Festung Karman angelangen, um auch von diesem Ort jegliches Leben zu vertilgen und durch dunkle Rituale diese heilige Feste zu besudeln. Mit jeder Stunde, nein gar Minute sah ich die Furcht in mir wachsen, und auch meine Gefährten und Mitbürger bereiteten sich auf einen grausamen Tod vor.

Irgendwo dort in der schwarzen Horde war der Befehlshaber, den man Sty'kar nannte. Er selbst solle ein Mischwesen sein, halb Mensch halb Drache und gleichzeitig soll er einer Religion entsprungen sein, die wegen ihres Hochmuts aus dieser Region verbannt wurde. Nun war eben diese Religion, die den Untergang unseres schönen Landes zu verantworten hatte. Unser Heer ermordet und wieder auferstanden, stand nun auf der Seite der Feinde, die nicht einmal die Toten selig ruhen ließen. Berichte kursierten, daß unbesiegbare untote Drachen und andere Bestien ganze Burgen und Festungen niedermetzelten. Und diese Gerüchte waren es auch, die mir und meinen Mannen den Mut nahmen.

Vielleicht sollte ich meinen Mannen befehlen, sich zu ergeben, vielleicht schätzten die Feinde so etwas wie das Kriegsrecht. Meine Bürger fliehen zu lassen, war besser als sie in dem sicheren Tod zu treiben. Gerade brachte man mir die Nachricht, daß die Festung Callahan und Abrogina gefallen und alle Tempel geschändet wurden. Außerdem habe man alle Menschen gehäutet, die Friedhöfe geplündert und alte Rituale durchgeführt, so daß wir mit noch mehr Feinden zu rechnen hatten. War unsere Chance noch groß? Wie sollten wir bestehen? Hat mein Gott mich verlassen? Was sollte ich tun?

Mir ging zuviel durch den Kopf. Ich befahl alle Frauen und Kinder durch geheime Tunnel zu evakuieren und alle Männer zu bewaffnen. Dann sah ich nocheinmal auf die sich immer weiter nähernde Horde des übels und gab uns noch zwei Stunden zu leben. Diese zwei Stunden wollte ich im Gebet verbringen. Und als ich anfing zu beten geschah etwas seltsames: Ich versank gerade in tiefe Trance, da vernahm ich eine kräftige donnernde Stimme, die sprach: 'Zweifle nicht!' Ich erschrak, fürchtete ich doch die Anwesenheit eines Dämons. Tausend Schutzformeln sprechend stellte ich aber fest, daß ich weiterhin alleine war. 'Zweifle nicht, handle!' Wieder diese mächtige Stimme, die mich im Mark erschüttern ließ, und mein Ich völlig umkrempelte. Was war das? Wollt mich ein Wesen festhalten, damit es Besitz über mich als Untoten hatte?

Wieder lauschte ich, doch die Stimme kehrte nicht wieder. Noch im Zweifeln tat man mir kund, daß der Feind vor den Toren stand. Nun roch auch ich den modrigen Geruch des Todes, vernahm die unzähligen Schreie der verzweifelten Seelen, die durch die Hand dieses Heers geopfert wurden. Und tatsächlich. Als ich mein Gemach verließ, wäre ich beinah wie ein kleiner Junge weggelaufen. Dort in dem Feld vor der Festung, soweit das Auge reichte reihte sich schwarz an schwarz, tot an tot, Kadaver an Kadaver. Unzählige Bewaffnete streckten uns die Waffen entgegen, auf untoten Pferden, verwunschenen Einhörnern und anderen Wesen, die man durch die Verwesung nicht mehr zuordnen konnte. Jedes Volk dieser Scheibe hatte dort seine untoten Vertreter und alle standen ohne Haß und Rasse nebeneinander, stumm, gespannt auf die Befehle.

Eine Wolke des übels breitete sich über diesem Heer aus, und es war so böse, daß selbst die Sonne aufzuhören schien, ihr wärmendes Licht auf uns herabzusenden. Die Luft war still, alles war still. Das war das Schlimmste - die Stille - und das, was sich inmitten der Horden bewegte. Riesige vermoderte Drachen und Hydren, Würmer, Dämonen und Teufel schritten in dem Heer entlang und brüllten Befehle. Unheilige Krieger ritten auf den Drachen und der alleinige Blick eines solchen Kriegers konnte zehn Feinde auf einmal töten. Geistergestalten, schattenhafte Wesen, Wolfsgestalten und Ghule, Dunkle Priester mit ihren Lakaien und viele, viele Untote Seelen ließen mir fast das Herz erstarren. Sollten wir so enden, so sterben, so leben? Jeden Feind, den wir erschlugen, würde auf unserer Seite wieder aufgefüllt. Wir konnten nur verlieren.

Wer das alles ertragen hatte wurde durch folgenden Anblick aber vollends im Glauben erschüttert. Aus der Maße stach auf einmal eine Aura des Terrors, das personifizierte Schlechte, der Fürst des Bösen hervor. Ein großer schwarzer Mensch mit Flügeln und Schwanz erhob sich, um eine Ansprache zu erheben. Sein äußeres wirkte so, als ob er mehr Schandtaten als alle dieser ganzen Armee zusammen, mehr Macht als alle Fürsten dieser Welt und mehr Kraft als alle Drachen zusammen verkörperte. In einer Stimme, bei der zehn meiner Soldaten vor Schreck starben, forderte er mich auf, als Prälat dieser Burg die Waffen nicht niederzulegen, da er seinen Spaß haben wollte und uns niedermetzeln wollte. Er forderte mich auf dafür zu sorgen, daß meine Mannen gut kämpften, denn sonst wäre es ihm zu langweilig und er würde mich so lange quälen, wie es seine Lust forderte.

Ich konnte nicht antworten, denn mein Ego brach in sich zusammen. Das einzige, was mir noch blieb, war mein Dolch gegen mich selbst zu richten und ein Diener seines Heeres zu werden. Dann würde ich wenigstens.... 'Zweifle nicht!'

War das gerade ein Lufthauch. Hörte ich nicht etwas in der Luft? Auch meine Gefährten schauten ein wenig verwirrt. Die Zeit schien still zu stehen. Was plante das Böse...

Doch bevor wir wußten, was uns geschah, durchbrach etwas die Wolken am Himmel und schoß auf die schwarze Masse vor unserem Tor herab. Riesige Körper schwebten majestätisch durch die Lüfte. Glänzende Krieger im rotem Gewand ritten sie. Plötzlich wurde ein Brüllen Laut, ein Kriegsruf. Aber er stammte nicht von unseren Feinden, sondern schien von den Berghängen rings um uns herum zu hallen. Und tatsächlich. Als ich dort hoch sah, konnte ich es kaum glauben. Dort, Seite an Seite, Mann an Mann, Schwert an Schwert stand eine Macht, die ich mir nie hätte vorstellen können. Das Tal legte sich im roten Licht ihrer Röcke. Die Luft hallte von ihrem Ruf, Der Feind zitterte vor ihrer Macht und der Tag war geschaffen durch sie.

'Zandragal'

Ich werde nie vergessen, wie diese Woge aus blitzenden roten Körpern, die Drachen in allen Farben vom Himmel und die Heiligkeit dieser Männer und Frauen sich über das Tal auf die Dunkle Armee ergoß. Das Tosen erfüllte den äther als Held auf Kadaver und Kadaver auf Held stieß. Die Drachen lieferten sich ein Gefecht der Lüfte. Blitze stoben, Feuerbälle erhellten das Dunkel. Die Schreie der wiedernatürlichen Wesen erfüllte die Luft, als sie sich gegen ihrer Art zerschmettern ließen. Ohne Schreie aber fielen die rotgerockten Mannen.

Wir beobachteten das Spektakel, als uns bewußt wurde, daß Sty'Kar auch den Angriff auf uns befohlen hatte, und schon die ersten Feinde im Burginneren standen. Meine Mannen kämpften wie Helden und vermochten den Feind auch ein wenig aufzuhalten, doch auf Dauer konnten wir nicht bestehen. Der Feind drängte uns zurück, da half eine kleine Abteilung der roten Helden. Sie hatten sich einen schwarzen Drachen auf die Brust gemalt, bewaffnet mit allen Waffen des Reiches. Manche schienen wahre Kriegerpoeten zu sein, andere halfen den Verwundeten mit dem Beistand anderer Gottheiten, wieder andere verbrannten mit ihrer bloßen Klinge die untoten Horden im göttlichen Feuer.

Der Kampf währte lange und forderte auf allen Seiten viele Opfer. Das rote Heer aber hatte das schwarze dermaßen dezimiert, daß es nur noch um den Besitz der Burg ging. Hier ganz in meiner Nähe wurde der Kampf ausgetragen. Die rotgerockten kämpften nun mit uns Seite an Seite und jeder einzelne von ihnen hatten eines Lehrmeisters würdigen Stil. Dann aber, es ging so schnell, sah ich den Blitz, er zuckte direkt auf mich zu und stammte von einem üblen Nekromanten, der den Auftrag hatte, mich zu zerschmettern.

Ich war kraftlos, vom Kampf erschöpft und des Kämpfens müde, so erwartete ich von der Sorge befreit, wer mein Volk führen sollte, wissend, daß es die rotgerockten tun werden, betete und kniete nieder, daß der Blitz mich direkt im Kopfe treffe. Was dann geschah werde ich mein Leben nie vergessen. Ein Rotgerockter sah dieses Szenario, und bevor der Blitz mich erreichte, hatte er sich dazwischen geworfen, vorher aber noch sein Schwert nach dem Nekromanten werfend, der daraufhin blutig zu Boden stob.

Der tapfere Held aber ward von Blitze getroffen und sank in sich zusammen. Er war aber noch nicht tot. Noch nicht. Ich sah, wie er ein Amulett umklammerte und in Trance Psalme und Gebete sprach, ja in seinem Schmerz begann er sogar leise zu singen. Vor Freude eilte ich zu ihm, um mich zu bedanken, da sah ich, daß ihm die Augen fehlten, und er langsam dahinsiechte. Aber statt zu wimmern, betete er unentwegt. Irgendwie spürte er meine Anwesenheit. Ich streichelte sein Gesicht, wusch ihn mit meinen Tränen und sah zu, wie er langsam starb. Sein Lebenslicht war fast erloschen, da hielt er im Gebet inne. Sein Stimme war immer langsamer geworden, schwächer, unfähig im Sterben zu sprechen.

Doch dann, kurz vor seinem Tod drückte er mir ein Drachenamulett, sein Amulett in die Hand. Ich spürte eine fremde Kraft, eine Macht, die mich erweckte, und diese Macht gab mir neue Kraft. Ich stand auf. Da sprach der sterbende seine letzten Worte: 'Zweifle nicht!'. Unter Tränen beschwor ich mit all meiner Kraft meinen wohl mächtigsten Spruch aller Zeiten. Ein Ball heiliger Energie traf Sty'Kar auf die Brust, der daraufhin nach hinten wegkippte und liegenblieb. - 'Handle!'

Dieser Bericht des Bruders Alkalon wurde gefunden von

Norik, Paladin des Drachenordens


Lyrgaine hat das ganze in ein wundervolles Lied gepackt.