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Siebzehn


 

Er war jetzt seit vielen Tagen unterwegs, hatte schon lange aufgehört, sie zu zählen. Als sie nach Abrogina gezogen waren, waren sie doch durch Dörfer gekommen, wo waren die hin. Es gab nur eine Antwort, er hatte sich verlaufen.

Sie hatten gelost, als sie noch siebzehn waren, und ihn hatte das Los getroffen. Er sollte ausziehen, um die Dörfer in der Umgebung zu warnen und vielleicht noch Verstärkung heranzubringen. Hatte er gewonnen oder hatte er verloren, das fragte er sich seitdem jeden Tag. Verloren, weil er alleine war und nicht an der Seite seiner Brüder und Schwestern streiten und gemeinsam mit ihnen in die Hallen der Alten einkehren würde oder hatte er gewonnen, weil er vielleicht überleben würde, vielleicht sogar mit Verstärkung zurückkehren oder zumindest die umliegenden Dörfer warnen könnte, dass Abrogina sie nicht mehr schützen können würde.

Im Moment konnte er nicht mal das, denn soweit sein Auge reichte, sah er nur Einöde.

Sein Wasser würde noch für wenige Tage reichen, bis dahin musste er irgendetwas gefunden haben.

Drei weitere Tage waren vergangen. Er hatte noch eine Feldflasche mit ein paar Tropfen. Seinen Wappenrock hatte er sich zum Schutz gegen die brennende Sonne um den Kopf gebunden. Von einem seiner Stiefel löste sich die Sohle und sein Hemd war zerrissen. Doch er hatte noch sein Schwert und er hatte noch sein Heiliges Symbol.

Zweimal hatte er geglaubt, Häuser zu sehen, doch es war nur sein Durst, der ihm einen Streich spielte. Doch diesmal blieb das Bild. Mit letzter Kraft stolperte er auf die kleine Ansieldung zu.

„Armer Teufel“

„...hat echt Glück gehabt...“

„...das einzige Dorf...“

„Guck mal sein Rock...“

„...vom Drachenorden...!“

„...in Abrogina?...“

„Feigling!”


Es waren anfangs nur Wortfetzen, die an sein Ohr drangen, als er langsam aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Seine Lippen waren feucht und auf seiner Stirn lag ein kalter Lappen. Als er die Augen öffnete, sah er in die versteinerten Gesichter einiger Leute, Bauern, wie es schien.

Einige verließen den Raum, als sie sahen, dass er wach war. Zwei blieben, unverkennbar Bruder und Schwester. Der Mann gab ihm vorsichtig zu trinken, die Schwester sah aus dem Fenster.

„Trinkt langsam, nicht zu schnell“ sagte der junge Mann, während er ihm den Becher hinhielt. Langsam liefen die Schlucke den ausgedörrten Rachen hinunter. „Wo bin ich?“

„Ihr seid kurz vor unserem Dorf zusammengebrochen. Ihr habt ein Riesenglück, dass Ihr hierher gekommen seid, hier ist die einzige Siedlung in mehreren Tagsreisen Umkreis, hier ist nämlich die einzige Quelle. Kommt ihr aus Abrogina?“

Die Frau sah immer noch aus dem Fenster. Leise sagte sie: „Abrogina wird fallen, nicht wahr? Und dann kommen sie zu uns.“

„Ja, der Feind ist zu zahlreich. Meine Schwestern und Brüder kämpfen tapfer, aber für jeden, den sie erschlagen, kommt ein ganzes Dutzend nach. Wisst Ihr, ob hier noch irgendwo Truppen stehen, die man benachrichtigen könnte?“

„Hier gibt es nichts, nichts außer uns.“ antwortete die Frau, und der Mann fügte hinzu. „Und wir können nicht kämpfen.:

„Ich bin hier, um euch zu warnen, ich muß zu den Leuten sprechen.“ Doch als er sich aufrichten wollte, sank er erschöpft in die Kissen zurück.

Am nächsten Tag war es dann soweit, nach einer durchschlafenen Nacht und einem großen Topf Hühnersuppe war er kräftig genug und trat auf den Marktplatz. Schnell waren einige Leute versammelt.

„Hört mich an, die Feste Abrogina wird belagert und kann sich nicht mehr lange halten. Wenn Abrogina fällt, ist der Feind in ein paar Tagen hier und wird euer Dorf einnehmen...“ Ein Stein traf ihn in den Bauch. „Feigling, warum bist Du nicht in Abrogina?!“ „Ja, warum kämpfst Du nicht?“ „Du hast deine Brüder im Stich gelassen, bist geflohen, anstatt mit ihnen auszuharren! Weitere Steine flogen, er musste in das Haus seiner Pfleger fliehen.

So ging es auch die nächsten Tage weiter. Er trat auf den Markt, um zu sprechen, er wurde bespuckt und es flogen Steine. Er sprach mit einzelnen, sie hörten ihm nicht zu, wandten sich ab. Und immer wieder hörte er den Vorwurf: „Du Feigling bis aus Abrogina geflohen, anstatt bei deinen Brüdern zu bleiben.“ Er schwor, dass es anders war, sie nannten ihn einen Lügner und wandten sich noch schneller ab. Bald fing er an, selber zu glauben, was sie sagten. Und er hörte auf, zu beten.

Doch schnell war der Tag da, ein Jäger hatte die finsteren Horden als erster gesichtet und kam völlig außer Atem ins Dorf gerannt. Nun hatten die Dörfler nur noch Augen für ihre Habseligkeiten und die wenigen Karren und Lasttiere, die sie wegbringen sollten. Für den, der sie schon vor Tagen gewarnt hatte, hatten sie keinen Blick.

Er verabschiedete sich dankbar von seinen Gastgebern und trat aus dem Haus. Er trug seinen Rock, er trug sein Heiliges Symbol und sein Schwert. Ohne sich umzuwenden, ging er zum Eingang des Dorfes und stellte sich auf die Straße. Er konnte die Feinde schon sehen. Und während er wartete, formten seine Lippen fast unwillkürlich die alten Worte „Blicke herab auf mich, Oh Zandragal, göttlicher Krieger des Himmels und der Erde...“


Er betete den ganzen Kampf hindurch, und er kämpfte lange, so lange, bis die Dörfler weit genug gezogen waren, um in Sicherheit zu sein.

Und Kym'nark-mar erhörte ihn, keiner seiner Streiche ging fehl.

Zandragal erhörte ihn, und seine Hiebe blieben kraftvoll bis zum letzten.

Kormath erhörte ihn, und er spürte keine Angst, sondern nur die Ruhe von jemanden, der genau weiß, was geschieht.

Apepi erhörte ihn, und er spürte keine Schmerzen, als er starb.


Die Schergen der Finsternis fielen noch über seinen toten Leib her und verstümmelten ihn, so dass kaum noch etwas davon übrig blieb. Aber eines konnten sie ihm nicht nehmen, und das war das Lächeln auf seinem Gesicht.

 

von Wenzel Novize des Drachenordens